Diskussion über Themen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) in/mit Westafrika einschließlich (und vor allem) der politischen sowie sozio-ökonomischen Bedingungen in den Ländern und was EZ bewirken kann -- oder auch nicht -- oder ob sie aber nicht sogar schadet. ACHTUNG: In Ermangelung von Kommentaren lediglich Beiträge zu EZ-Themen. _________________________________________________________________

13. Juni 2006

Köhler wirft Westen koloniales Denken vor

SPIEGEL ONLINE - 13. Juni 2006, 17:09
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Afrika

Bundespräsident Köhler hat das Afrikabild des Westens kritisiert. Dies sei oftmals wenig positiv und mit Klischees beladen. Köhler fordert: Europa dürfe Afrika nicht länger wie ein "unmündiges Kind" behandeln.


Berlin - Er sei sich nicht so sicher, dass koloniale Denkmuster tatsächlich überwunden seien, sagte Horst Köhler anlässlich der Verleihung des neunten Weilheimer Literaturpreises. In der Berichterstattung werde Afrika vorwiegend als Krisen- und Katastrophenkontinent dargestellt. Positive Meldungen gebe es kaum. Köhler wünschte sich mehr und besseres Wissen über den afrikanischen Kontinent in Deutschland. Auch Schulbücher und Lehrmittel seien noch immer beladen mit Klischees.

Der Bundespräsident äußerte seine Kritik in einer Laudatio auf den nigerianischen Schriftsteller Wole Soyinka. Eine Jury aus Schülerinnen und Schülern hat Soyinka als Preisträger ausgewählt. Die mit 7500 Euro dotierte Auszeichnung des Gymnasiums Weilheim ist der einzige von Schülern vergebene Literaturpreis.

Köhler würdigte, dass die Schüler sich bei ihrer Wahl nicht von Klischees hätten leiten lassen. Denn der Schriftsteller Soyinka sei für den Preis ausgesucht worden, weil er als afrikanischer Rufer für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie die Weltgesellschaft bereichere. Soyinka habe sich umso mehr für Menschenwürde und Freiheit eingesetzt, je stärker die Menschen in seinem Heimatland Nigeria schikaniert worden seien, sagte Köhler. Durch das Schreiben für die Freiheit sei der Schriftsteller zu einer moralischen Instanz seiner Nation und zu einem Symbol für den eigenständigen Weg Afrikas geworden, so der Bundespräsident.

Der 71-jährige Soyinka zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern Afrikas. Zu seinen bekanntesten Werken gehört der Roman "Die Plage der tollwütigen Hunde" und seine als Trilogie angelegte Biografie. Der Schriftsteller kämpft gegen korrupte und tyrannische Zustände in seiner Heimat. Mehrmals ging er dafür ins Gefängnis und verbrachte viele Jahre im Exil.

abi/AP/ddp

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