Warum Hillary Clinton schlecht für Afrika ist
Das amerikanische Wahldebakel in 2001 hatte die politische Arbeit in Afrika um Jahre zurück geworfen. Unsere afrikanischen Counterparts wiesen, m.E. zu Recht, darauf hin, dass wir, der Norden, in Afrika andere Maßstäbe anlegen als bei uns selbst. Wie kann es sein, so war die oft mit viel Schadenfreude vorgetragene Frage, dass eine so alte Demokratie wie die USA, zudem ausgestattet mit unbegrenzten Ressourcen, eine derartig schlechte Performance hinlegt? Wie kann man dann Wahlen in Afrika in jungen Demokratien kritisieren, wo die Voraussetzungen, vor allem die zur Verfügung stehenden Ressourcen (institutionell, finanziell, personell, mental), nicht vorhanden sind?
So langsam haben wir uns von diesem Schlag erholt. Nun droht der nächste!
Kürzlich hatte ich ein Hintergrundespräch mit einem international versierten (ja, er hat sowohl an KAS als auch Ebert-Stiftung Besucherprogrammen teilgenommen) ghanaischen Parlamentsabgeordneten. Er erläuterte mir, warum Hillary Clinton, sowohl als Präsidentschaftskandidatin als auch als Präsidentin, schlechte News für die Entwicklung afrikanischer Demokratien wäre. Es würde amtierende afrikanische Präsidenten, Demokraten allzumal (nicht unbedingt lupenreine, die gibt es bekanntlich ja nur in Russland), auf die glorreiche Idee bringen, ihre Amtsverlängerung über zwei Legislaturperioden hinaus nicht mehr über eine Verfassungsänderung anzustreben. Sondern viel eleganter, indem sie ihre (Ehe-) Frauen als Präsidentschaftskandidaten ins Rennen schickten! Und mit Hinweis auf die USA (amerikanische Verhältnisse!) in- und ausländische Kritiker wirksam parieren könnten!
In der Tat, in Afrika sind wir schnell dabei, über Vetternwirtschaft zu räsonieren, bezogen auf unsere (nördlichen) Verhältnisse fehlt uns oft aber dieser kritische Blick. Naja, nicht ganz. SPIEGEL ONLINE zitierte kürzlich eine amerikanische Wählerin in den Dreißigern mit den Worten: „Seit ich wählen gehe, sehe ich nur die Namen Bush und Clinton auf den Wahlzetteln stehen.“ Und die kam noch nicht einmal aus Texas!
Den ersten Anwärter für die „Ehefrauen-ins-Rennen-schicken“-Strategie sehe ich im ivorischen Präsidenten Laurent Gbagbo, der sicherlich demnächst seine Ehefrau Simone als Präsidentschaftskandidatin vorschlägt. Obwohl es dort eigentlich gar nicht nötig wäre: Simone Gbagbo hat in der Côte d’Ivoire sowieso schon die (politischen) Hosen an. Und als kolportierte Chefin der Todesschwadrone ist sie wahrscheinlich jetzt schon einflussreicher als ihr Präsidenten-Ehemann. Quoi qu'il en soi!
Warten wir es ab. Ich muss zugeben, ein Hillary Fan zu sein. Da mir Afrika aber sehr am Herzen liegt, werde ich jetzt wankelmütig. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als sie offensichtlich den Super Tuesday für sich entschieden hat. Quel malheur! Quel recours pour moi?
Und noch eins: Leider ist immer wieder zu beobachten, dass die schlechten Beispiele aus dem Norden in Afrika ohne große Zeitverzögerung reüssieren -- ohne aufwändige politische Bildungsprogramme nördlicher NRO!
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