Die Sicht des Außenstehenden: Wo fließen bloß all die EZ-Gelder hin? Es ist kein richtiger Fortschritt zu sehen!
Christoffer Steffen ist IT-Spezialist und Geschäftsmann und hat viele Jahre in Westafrika, hauptsächlich Benin, gearbeitet. Er hat(te) engen Kontakt zur EZ-Szene bzw. ihren Apologeten. Neben den Ausländern in Benin – auch aus dem Nicht-EZ-Sektor – hat er aber auch vor allem zur Bevölkerung intimen Kontakt gepflegt. Dabei hat er sich den Blick fürs Wesentliche erhalten. Ich kenne ihn persönlich und lese sein Buch, das er über seine Jahre in Afrika (398 Seiten) geschrieben hat, mit sehr viel Interesse. Es hebt sich von den vielen pseudo-wissenschaftlichen Ergüssen der EZ-Experten erfrischend ab und enthält neben persönlichen Erlebnisse, Erfahrungen und Bewertungen auch einfache, aber korrekt recherchierte Fakten und Hintergründe (so z.B. zum Vooddo oder zur Vielweiberei, to mention but a few).
Besonders freut mich seine Einschätzung der EZ (Seite 36):
„Das Wort ‚Nachhaltigkeit’ ist besonders beliebt und wird als Schlagwort für alles benutzt. Nachhaltige Entwicklungshilfe müsse betrieben werden. Für mich doppelt gemoppelt. Was soll denn das für eine Art von Entwicklungshilfe sein, wenn sie nicht nachhaltig ist? Wenn sich etwas entwickelt, um danach wieder zurückzusinken, dann ist das für mich keine Entwicklung, sondern ein Rückschritt. Entwicklung, so sagt das Wort schon, ist immer nachhaltig. Man könnte hier ewig über den Sinn oder Unsinn von Entwicklungshilfe diskutieren. So einfach, wie ich es in diesen paar Zeilen dargestellt habe, ist es natürlich nicht. Meine persönliche Meinung ist, dass kein richtiger Fortschritt zu sehen ist. Ich sehe nicht, wo all die Gelder hin verschwinden, außer in schöne Arbeitsplätze für uns Deutsche in Benin. Sicher, es hat sich auch einiges gebessert, kein Zweifel. Aber würde es den Beninern schlechter gehen, wenn all wir Helfer nicht in Benin wären? An dieser Stelle der Hinweis auf David Signers* Artikel im Anhang dieses Buchs. Er macht auf für mich anschauliche Weise klar, warum wir nicht einfach unsere europäische Denkweise in die Köpfe der Afrikaner verpflanzen können.“
Zum Letzteren höre ich die EZ-Kollegen schon gleich wieder aufschreien: Aber wir verpflanzen doch gar nicht unsere europäische Denkweise, sondern sehen doch die afrikanische Perspektive (etc. pp.). Um dann zu räsonieren, was sich alles ändern müsse (natürlich durch EZ), damit es bergauf geht. Und merken dabei gar nicht (oder wollen es nicht, denn Dummköpfe sind all die Kolleginnen und Kollegen ja keinesfalls), dass sie aus ihrer kleinen Box, die europäische (oder deutsche) Sozialisation heißt, nicht heraus kommen (mich eingeschlossen).
Chris ist übrigens ein guter Freund des früheren Botschafters in Benin (1996 – 1999), Volker Seitz** (Leseprobe seines Buchs >> Afrika wird armregiert), der sich auch durch leidenschaftliche EZ-Kritik einen Namen in seinem Unruhestrand gemacht hat. Natürlich nicht bei jedem einen guten Namen, versteht sich. Die Vorwürfe sind meistens: Zu pauschal! Das höre ich auch dauernd, denn, wie bei mir, nach fast 31 Jahren Arbeiten und Leben in Afrika (bei Seitz waren es 17 oder 18 Jahre), hat man zu oft mit fein zesilierten Argumenten die EZ ja selbst verteitigt. Irgendwann hat man erkannt, dass man mit Argumenten aber nicht weiter kommt. In beide Richtungen. Wie oben bereits erwähnt, meine Kolleginnen und Kollegen sind ja keine Dummköpfe, im Gegenteil. Aber ihnen fehlt oft die Erfahrung oder Einsicht (das Thema Interessen einschl. Eigeninteressen will ich hier mal aussen vor lassen). Für mich ist es immer öfter ein Déjà-vu-Erlebnis!
Chris’ Buch kann in Deutschland auf seiner Homepage für EUR 25,- inkl. Porto (bei Versand in D.) >> hier bestellt werden.
* David Signer (2004): „Die Ökonomie der Hexerei oder Warum es in Afrika keine Wolkenkratzer gibt“ (456 Seiten) (Infos z.B. >> hier)
** u.a. 1989 - 1992 Ständiger Vertreter im Niger, 2004 – 2008 Botschafter in Kamerun
P.S.: Ich bekomme in beiden Fällen keine Prozente!
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