Ghana: Freiheit und Selbstbedienung
© DIE ZEIT, 01.02.2007 Nr. 06
Vor fünfzig Jahren errang Ghana als erstes Land Afrikas die Unabhängigkeit und glaubte an ein Wirtschaftswunder. Was blieb von diesem Traum übrig?
Von Bartholomäus Grill, AccraEs ist ein sehr wildes Tier, sagt Eduku Awusi, ein afrikanisches Tier, für das es in der Sprache der Kolonialherren keinen Namen gibt. Eine Löwenmähne und schwarze Hörner wie eine Säbelantilope hat es, und sein Grinsen erinnert an eine Hyäne. Dieses Wesen, das den Gehstock des Dorfältesten ziert, ist so rätselhaft wie der Mann, über den wir uns gerade unterhalten. Kwame Nkrumah heißt er, und unser Gesprächspartner, der blinde Eduku Awusi, hat ihn gut gekannt. Er ist 1911 geboren, zwei Jahre nach Nkrumah, und sah diesen schon im Knabenalter Streit zwischen seinen Eltern schlichten. Er erinnert sich an den blitzgescheiten Missionsschüler, der im fernen Amerika studieren durfte und als Befreiungspolitiker heimkehrte. Er feierte, als der Weggefährte Präsident wurde, und trauerte, als ihn Putschisten hinwegfegten und seine Bücher verbrannt wurden. Und er hat erlebt, wie Nkrumah die letzte Ruhe fand, hier in Nkroful, im Dorf seiner Ahnen. Natürlich lässt der Dorfälteste nichts über den ersten Staatschef von Ghana kommen. »Der Tod«, sagte Kwame Nkrumah, »wird niemals die Fackel auslöschen, die ich entzündet habe«, und wenn man dem 95-jährigen Eduku zuhört, hat man das Gefühl, dass sie in seinem Herzen weiterbrennt. (Foto: © Camera Press/Picture Press)
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