SPIEGEL: Ein ungleicher Kampf
Was hier geschrieben wird, ist leider nichts Neues. Allerdings begreifen es -- oder wollen es nicht begreifen -- auch intelligente Leute nicht und geilen sich daran auf, dass Ghana eines der Millenium Ziele, die Halbierung der Armut bis 2015, schon jetzt (fast) erreicht habe. Mich erinnert das an die Erfüllung der 5-Jahrespläne in der früheren Ostzone/SBZ bzw. späteren DDR. Traurig, traurig.
Afrika (Teil IV) – Ein ungleicher Kampf: Mit Milliardenbeträgen fördern Industrienationen ihre Hightech-Landwirtschaft.
Der produzierte Überfluss landet oftmals zu Billigpreisen auf den Märkten der Entwicklungsländer und nimmt den dortigen Bauern jede Möglichkeit, ihre Produkte abzusetzen. Selbst die US-amerikanischen Lebensmittelhilfen in Hungergebiete schaffen mehr Leid, als sie lindern. Denn viele Regierungen warten lieber auf die Geschenkpakete, als die Ernten ihrer Landwirte aufzukaufen. Die Chancenlosigkeit treibt Tausende Afrikaner zur lebensgefährlichen Flucht nach Europa.
Zitat:
„'So kann keine Wertschöpfung stattfinden', schimpft Thees*. 'Wenn man die Afrikaner auf Selbstversorger-Level halten will, kann man sich die ganzen Armutskonferenzen gleich sparen.' François Traoré wird noch deutlicher. Der Bauernpräsident von Burkina Faso ist eine gewaltige Erscheinung. Seine tiefe Stimme dröhnt, wenn er zu schimpfen beginnt. Seine Fäuste donnern auf die Tischplatte in seinem Besprechungszimmer in Ouagadougou. Er weiß, wie furchteinflößend er wirkt, seit er beim WTO-Treffen in Cancún die Welt von der Unlauterkeit amerikanischer Baumwollsubventionen überzeugt hat. 'Und was hat das gebracht?', poltert er. 'Die USA subventionieren und exportieren fröhlich weiter, und die Welt schaut zu.' Traoré ist nicht gut zu sprechen auf die internationalen Institutionen. Der IWF? Ein Club der Reichen, der Märkte für die Reichen öffnen will. Die Weltbank? Steht nicht für Wohltätigkeit, sondern fürs Geschäft. Die WTO? Lügt der Welt vor, dass sie zugunsten der Armen agiert. 'Die Wahrheit ist: Keiner von denen will etwas abgeben.' Also muss man sie zwingen: mit hohen Schutzzöllen aus dem Land halten, damit sich eigene Märkte entwickeln können; ihre Bürger über die unfaire Politik informieren, damit die Verantwortlichen in Erklärungsnot kommen; Proteste organisieren, damit die Welt von der Ungerechtigkeit erfährt. Das beste Druckmittel aber ist der Strom der Migranten, die sich zu Hunderttausenden in die Paradiese des Nordens aufmachen. Europa ist schon jetzt nervös, das weiß Traoré von seinen Reisen. Und die Anspannung wird weiter steigen. Denn wer in der Heimat keine Existenzgrundlage mehr hat, lässt sich auf Dauer nicht von Zäunen, Küstenschutzbooten oder Soldaten aufhalten. 'Wenn die reichen Länder jede Entwicklungschance in unseren Ländern zerstören, dann müssen wir uns eben in ihren entwickeln', sagt Samba Guèye, Traorés Amtskollege im Senegal. Das klingt wie eine Drohung. Und so ist es auch gedacht: 'Wir haben Erdnüsse exportiert, das wurde uns kaputtgemacht. Wir exportierten Fisch, der wurde uns weggefangen. Nun exportieren wir eben Menschen.' “
* MISEREOR, Kollege von Volker Mönikes. Hervorhebung: KDL
Quelle bzw. der ganze Artikel: SPIEGEL Print-Ausgabe, Woche 07.05.2007
So langsam sollte auch der Letzte die Zusammenhänge begriffen haben!
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