Die falschen Samariter
Die G8-Staaten behandeln Afrika noch immer als Weltsozialfall. Doch der Wettlauf um seine Rohstoffe hat den Kontinent selbstbewusst gemacht.
Auszüge:
In den Reihen der Globalisierungsgegner scheinen sich diese veränderten Koordinaten noch nicht herumgesprochen zu haben. Sie machen Druck auf die geizigen G8-Staaten und fordern lautstark mehr Hilfe für Afrika, als würde dies automatisch zu mehr Entwicklung führen. Dieses postmoderne Albert-Schweitzer-Syndrom zeigt, dass man aus dem Scheitern der Hilfsindustrie in den vergangenen fünfzig Jahren nichts gelernt hat. Denn erhöhte Transferleistungen würden unter gleichbleibenden Rahmenbedingungen nicht nur die Aufnahmefähigkeit vieler Empfängerländer übersteigen, sondern Korruption und Misswirtschaft verstärken. (...)
Geostrategen warnen in ihren Szenarios zwar gerne vor den Bedrohungen aus Afrika, vor der Terrorgefahr, die von zerfallenden Staaten ausgeht, oder vor den Flüchtlingsmassen, die an den Stahlzäunen Europas rütteln. Doch vorsorglich und nachhaltig handeln, das wollen die reichen und mächtigen Staatenlenker nicht. Sonst müssten sie zuallererst ihre Agrarsubventionen abschaffen, die Millionen von afrikanischen Kleinbauern die Existenzgrundlage rauben. Die Billigprodukte aus dem Norden überschwemmen nämlich die Märkte des Südens, die dortigen Erzeuger können nicht mehr damit konkurrieren. 349 Milliarden Dollar Produktions- und Exportsubventionen zahlen die Industrieländer laut einer OECD-Studie alljährlich an ihre Landwirte, fast eine Milliarde Dollar pro Tag. Das entspricht ziemlich genau der Agrarhilfe, die sie an afrikanische Staaten überweisen – allerdings pro Jahr. Aber über solche Nebensächlichkeiten wird im feinen Heiligendamm natürlich nicht geredet.(Hervorhebungen KDL)
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