Diskussion über Themen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) in/mit Westafrika einschließlich (und vor allem) der politischen sowie sozio-ökonomischen Bedingungen in den Ländern und was EZ bewirken kann -- oder auch nicht -- oder ob sie aber nicht sogar schadet. ACHTUNG: In Ermangelung von Kommentaren lediglich Beiträge zu EZ-Themen. _________________________________________________________________

9. Juni 2007

G-8: Ich brauch was mit Afrikanern, egal was

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Seltsam war das schon

Von Nils Minkmar 09. Juni 2007

(…) Wir sitzen, es ist Freitag Vormittag, im sogenannten Briefing Room Nummer 5 und haben kurz den Durchblick verloren. Doch bald kapieren wir: Der ältere Herr, der zu uns spricht, ist Abdoulaye Wade, der Staatspräsident Senegals. Eine vollbesetzte erste Reihe senegalesischer Journalisten, dahinter leere Stühle, ein paar Mexikaner, kaum Weiße.

Präsident Wade hat keine gute Laune. Trotz des Wetters. Obwohl man ihn eingeladen hat zu den Großen Acht. Obwohl so viel von Afrika die Rede ist auf diesem Gipfel. Aber wovon da genau die Rede ist, das passt ihm nicht: „Afrika ist nicht krank. Ich bin nicht krank. Wir sind nicht bloß ein Kontinent von Aids und Malariakranken, ich bitte Sie!“ Präsident Wade möchte über andere, ihm wichtigere Dinge reden, und er hat gut reden, denn in seinem Land sind weniger als ein Prozent HIV-positiv, sagt er. Aber es ist mehr, ihm behagt die ganze Vorgehensweise nicht, eingeflogen zu werden und festzustellen, dass alle Themen schon längst da sind, dass alle wissen, was Afrika braucht. Lieber schildert er einen Einfall, den er mal hatte und an dem ihm viel liegt: den Regen der afrikanischen Regenzeit in Staubecken zu sammeln und darin Fische zu züchten, Fische für die Frauen zum Verkaufen.


Ein Land der guten Menschen

Raum 5 ist begeistert, denn es klingt so schön und elementar, fast biblisch. Sein zweites Projekt ist schon ambitionierter, er will einen grünen Streifen quer durch Afrika, von Dakar bis Djibouti ziehen, also die Sahelzone im Süden begrenzen, um die fortschreitende Verwüstung aufzuhalten. „Das nenne ich die große grüne Mauer.“ „Also“, fügt er fast beschämt an, „die Idee ist von Obasanjo (dem ehemaligen Präsidenten Nigerias), aber der Name, der ist von mir.“ Er resümiert die Lage: „Wir sind ein kleines Land ohne Bodenschätze, wir brauchen Hilfe, Straßen zum Beispiel und Flughäfen. Unsere Leute sind gesund, wollen was arbeiten, was unternehmen, da kann man doch nicht nur über Seuchen reden.“


Und ob. Und über Geld gegen Seuchen, Medikamente gegen Seuchen, dann über Entschuldung und das Klima, über Abrüstung. GeeAcht ist das Land der guten Menschen gewesen, bloß dieser afrikanische Präsident scheint es noch nicht richtig zu begreifen.


„Ich brauch was mit Afrikanern, egal was“

Wesentlich schärfer sah es ein deutscher Kameramann, der am Stand des Bundespresseamtes einen besseren Standplatz für sein Team erflehte: „Darf ich mal offen sein? Es ist so: Ich brauche was mit Afrikanern, egal was.“ Die Großen Acht, das war der Subtext jeder einzelnen offiziellen und inoffiziellen Mitteilung, sind gut. Sie werden sich in Kürze in die Guten Acht umbenennen. Und wer gut ist, der kümmert sich um Afrika.

(…)

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