Diskussion über Themen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) in/mit Westafrika einschließlich (und vor allem) der politischen sowie sozio-ökonomischen Bedingungen in den Ländern und was EZ bewirken kann -- oder auch nicht -- oder ob sie aber nicht sogar schadet. ACHTUNG: In Ermangelung von Kommentaren lediglich Beiträge zu EZ-Themen. _________________________________________________________________

29. Januar 2008

Kann Kenia in Ghana nach den Wahlen Ende 2008 passieren?

Kürzlich ist auf dem Ghanaweb.com ein Artikel mit dem Titel

Why Kenya will not happen in Ghana

erschienen. Hier ein Auszug:

"There is no symbiosis between Ghana and Kenya in the context of our political history. Usually, political developments in Ghana replicate themselves in Nigeria and vice versa, and not in Ghana and Kenya. Ghana attained its independence through political negotiations, mediation and civil disobedience, whereas Kenya under Jomo Kenyatta and his Mau Mau resorted to jungle warfare to snatch independence from the British. The conditions in Kenya that led to the tribal conflict do not mirror what prevails in Ghana. Currently, the two major political parties in Ghana, NPP and NDC are both led by Akans, Nana Akufo-Ado is an Akan of Akyem extraction, and similarly, Prof. Atta- Mills is also an Akan of Fanti extraction. Therefore the question is which tribe is going to fight who if Prof. Ata-Mills’ NDC should lose the election?

Furthermore, the distinctions between the 2004 Ghana elections and the 2007 Kenya elections are glaring. With the 2007 Kenya elections members of Kenya Electoral Commission dispute the results; International observers dispute the results; the points separating the two candidates in Kenya is low. Whereas in Ghana 2004 elections, our P/NDC appointed Electoral Commission staff unequivocally declared President Kuffour the winner; International observers lauded the 2004 poll as one of the cleanest, and almost a 5% point spread between his Excellency J.A.Kuffour and Atta Mills. It is no wonder that even the pathological liar, former president JJ Rawlings could not say the 2004 elections in Ghana was rigged at his just concluded lecture in Abuja. This lie is cooked by Prof. Atta Mills purely for local consumption." (>> Quell-URL)


Hoffen wir, dass der Mann Recht behält. Allerdings bin ich mir da nicht so sicher! Warum?

Trotz eindeutig positiver Vorzeichen gilt auch für Ghana, dass politische Stabilität nicht selbstverständlich und unumkehrbar ist. So könnten beispielsweise Verteilungskonflikte aufbrechen, die durch eine fehlende Breitenwirksamkeit des Wirtschaftswachstums verursacht werden. Bei Unruhen bestünde die Gefahr, dass sich in einer solchen Situation besonders junge Menschen ohne Arbeit und ohne Perspektive leicht mobilisieren ließen, insbesondere in der Agglomeration Großraum Accra. Zusätzlich käme es ganz sicher zur Ethnisierung solcher Konflikte auf dem Lande.

Die Wahlen Ende 2008 bergen somit ein großes Konfliktpotenzial. Es ist zwar davon auszugehen, dass sie weitestgehend frei und fair und ohne größere Unregelmäßigkeiten von statten gehen werden. Wahlen werden aber nicht nur am Wahltag entschieden. So könnte beispielsweise der Missbrauch staatlicher Ressourcen und Infrastruktur für den Wahlkampf durch die Regierungspartei NPP (New Patriotic Party) zu ernsten Spannungen mit dem NDC (National Democratic Congress) führen. In diesem Zusammenhang würde als Reaktion die politische Unberechenbarkeit des NDC Overlords JJ Rawlings zweifelsohne einen nicht unerheblichen Gefahrenfaktor bedeuten.

Hinzu kommt, dass das Parlament im Rahmen der Gewaltenteilung seine Kontrollfunktion der Exekutive nur sehr unzulänglich wahrnimmt. Auch andere politische und rechtsstaatliche Institutionen sind weit davon entfernt, gefestigt zu sein und damit ihre unabhängige Rolle wahrnehmen zu können, unabdingbare Voraussetzung für das Funktionieren einer Demokratie. Natürlich sind die Tage vorbei, in denen wie unter dem Rawlings-Regime Oberste Richter einfach von der Bildfläche verschwinden. Die rechtsstaatlichen Organe und Institutionen sind aber nach wie vor Gefangene der jeweils regierenden Partei.

Die cash-dominierte Präsidentschaftskandidatenkür der NPP hat ein weiteres ernstes politisches Problem Ghanas offenbart. Wir haben es hier mit einem sog. irrational political system zu tun, in dem politische Entscheidungen nicht argumentativ, sondern durch politikfremde Anreize wie Geld(geschenke), ethnische und religiöse Gefühle, Gender, Alter und persönlich ehrverletzende Angriffe herbeigeführt werden. Dieser Trend hat sich bei allen politischen Parteien Ghanas, also auch den kleineren, bei den sog. Primaries nach US-amerikanischen Vorbild als verbindendes "Ghana demokratiespezifisches" Element heraus kristallisiert.

Wie in Kenia sind auch in Ghana die Stakes, die Macht zu verlieren, sehr hoch. Damit ist der Anreiz, Wahlmanipulation zu begehen, ebenfalls sehr groß, da mit dem Machtverlust gleichzeitig ein Korruptionsverfahren mit anschließender Gefängnisstrafe inklusive Hard Labour droht. So hat die Kufuor-Regierung, die mit dem Slogan Zero tolerance to corruption angetreten war, gleich zu Beginn ihrer Amtszeit mehrere NDC-Minister der Vorgängerregierung wegen Korruption vor Gericht gebracht und auch zu Gefängnisstrafen verurteilen lassen. Parallel dazu hat das NPP-Establishment kräftig der Korruption gefrönt. Andererseits gelten im Gegensatz zu Kenia demokratische Grundsätze, wie beispielsweise die paritätische Besetzung der Wahlkommission, in Ghana bereits etwas, und nicht nur wie in Kenia, wenn man in der Opposition ist und an die Macht strebt.

Ein weiterer Unterschied ist, dass im Gegensatz zu Kenia, wo hauptsächlich die Massen auf der Straße betroffen waren/sind, aufgrund der Putsch-Geschichte Ghanas Gewalttätigkeiten zunächst die politische Klasse betreffen werden, wenn auch nicht ganz so blutig wie beispielsweise in Nigeria. Gewalttätigkeiten an der Basis werden sich regional beschränken, wie z.B. auf die Dagbon Region (Yendi) und andere ethnische Hotspots.

Aber gerade die ethnische Schiene birgt auch in Ghana eine große Gefahr, da eventuelle Probleme vor oder nach den Wahlen hauptsächlich aus Accra hierüber ferngesteuert werden. Als Beispiel soll die sog. Dagbon Krise in Yendi (Northern Region) dienen. Die Rahmenbedingung sind äußerst abträglich: Die drei Nordregionen zählen zu den ärmsten der zehn Regionen Ghanas. Entsprechend des in 2006 veröffentlichten Ghana Living Standard Survey Report leben fast 80% der Menschen in Nordghana unterhalb der Armutsgrenze, verdienen also weniger als einen Dollar pro Tag mit einem hohen Analphabetenanteil und hoher Arbeitslosigkeit. Nahrungsmittelunsicherheit und Hunger als Ergebnis niedriger landwirtschaftlicher Produktion und Produktivität sind chronisch. Entwicklungsanstrengungen wurden vor allem durch Konflikte zunichte gemacht. (1) Einige dieser Konflikte wurden im Hintergrund auf der Grundlage ethnischer Spannungen und ethnical devide durch aus Accra ferngesteuerte Parteipolitik angeheizt. Dabei werden sehr oft Jugendliche instrumentalisiert.

Die parteipolitische Dimension dieses zunächst ethnischen Konflikts führte dazu, dass die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen Ende 2004 kaum ordnungsgemäß durchgeführt werden konnten. Die zwei verfeindeten Linien der Königsfamilie (die Abudu und Andani Gates) hatten sich jeweils einer der beiden großen Parteien, NPP und NDC, angeschlossen und somit wurden nationale parteipolitische Gegensätze auf die kommunale Ebene transferiert und damit die bereits bestehenden Spannungen und devides unverhältnismäßig überhöht. Ein kleiner Funke genügt, um dieses explosive Gemisch zu zünden und außer Kontrolle geraten zu lassen. Diese Situation ist in Yendi und Umgebung, also den 6 Dagbon Distrikten, noch nicht gebannt.

Es muss ausdrücklich hervorgehoben werden, dass die Dagbon Krise und andere Krisen im Lande ihre Ursache in Armut, niedrigem Bildungsstand, Abwesenheit von Arbeitsmöglichkeiten und Berufsausbildung, insbesondere unter Jugendlichen, hat – also auch im Versagen der Entwicklungshilfe, die bereits Milliarden in den Norden gepumpt hat, zu suchen ist. Diese Faktoren bedingen und verstärken sich gegenseitig. Die Anfälligkeit für parteipolitische Einmischung in Land- und Chieftaincy Disputes (Thronfolge Streitigkeiten) ist besonders hoch. Aufgrund der vorgenannten Faktoren artet das dann alles in local bad governance aus. Die Stärken des traditionellen Systems, die das auffangen könnten, werden aufgrund der parteipolitischen Geiselnahme der Chieftaincy Institution neutralisiert. Die verfassungsrechtliche Bestimmung der ghanaischen Verfassung von 1992, wonach Chiefs von parteipolitischen Aktivitäten ausgeschlossen werden, hat vor diesem Hintergrund ihre volle Berechtigung. Ihre Umsetzung in die Praxis im Sinne der Verfassungsväter ist aber nur unzulänglich möglich und wird von den politischen Parteien, die eigentlich Garant der Verfassung sein sollten, ausgehebelt.

Neuerdings hat mit der Entdeckung -- angeblich größerer -- Ölvorkommen noch ein anderer hoch explosiver Zündstoff Einzug in die politische Ökonomie Ghanas gehalten! D.h. die Stakes, an den Hebeln der Macht zu bleiben bzw. an sie zu gelangen, um am Ölreichtum teilhaben zu können, sind gewaltig gestiegen! Die von der Regierung dominierte GEITI (Ghana Extractive Industries Transparency Initiative) lässt nicht Gutes erahnen. Das für den 26. bis 28. Februar 2008 geplante Forum on Oil and Gas Developmet hat einmal ganze 1,5 Stunden für die Vertretung der Belange der Zivilgesellschaft (einschl. Parlamentarier!!!) reserviert! Wieder sind es aussenstehende, kulturfremde "Interventionisten", die GTZ über ihr Good Financial Government Project, die ein pre-Forum finanzieren und zusammen mit der KAS organisieren, wo die Zivilgesellschaft und auch Parlamentarier zu Worte kommen können. Wird es, ausser dass es eine Alibifunktion darstellt, die politische Klasse Ghanas beeindrucken? Ich meine: Wohl kaum!

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Umstände, und angesichts einer zunehmenden allgemeinen Ethnisierung sozio-ökonomischer Fragen in der ghanaischen Gesellschaft (2) -- vergleiche z.B. die Online-Kommentare zu den "Latest Ghana News"-Artikeln auf >> ghanaweb -- können Entwicklungen wie in Kenia nach den Wahlen im Dezember 2008 auch in Ghana nicht (ganz) ausgeschlossen werden. Wie weiter oben bereits erwähnt, werden mögliche Auseinandersetzungen aber wahrscheinlich andere Formen als in Kenia annehmen (z.B. sich stärker auf die politische Klasse konzentrieren).




27. Januar 2008

JJ Rawlings: Challenges for democracy in Africa

Ich bin nicht unbedingt ein Freund JJ Rawlings, vor allen Dingen, wenn ich sehe, wie er sich in den letzten zwei Jahren, die ich in Ghana verbringe, politisch geriert. Andererseits könnte er für mich der Elder Statesman sein, denn er hat Anfang 2001 die Macht an eine demokratisch gewählte Oppositionspartei, die New Democratic Party (NPP), übergeben. Dieser Umstand kann für die demokratische Entwicklung Ghanas, die noch lange nicht abgeschlossen ist und mit den Wahlen Ende 2008 einer großen Herausforderung gegenübersteht (Kenia lässt grüßen!), nicht hoch genug eingeschätzt werden. Daher lese ich Rawlings im Ausland gehaltenen Reden immer mit großem Interesse (in Ghana sondert er politisch leider fast nur dummes Zeug ab). Vor einigen Tagen sprach er vor dem Media Trust Limited of Nigeria in Abuja . Dem Inhalt stimme ich in wesentlichen Teilen voll zu*. Hier ein Auszug:

" ... let me recall that political observers and leaders of the western world have already judged African countries to be practising democracy only since the beginning of the I 990s, hence the current improvement in security, stability and economies in various parts of the continent. They have therefore concluded subsequently that unless African countries accept western ideas of democracy, especially as formulated in conditionalities of donor countries and international financial institutions, the future for Africa is bound to be bleak. In my view, this is a rather arrogant and erroneous claim which seeks to deny the African originality or any organisational ability in the matter of governance. On the contrary, a serious study of the history of traditional governance on the continent confirms that democratic ideas are not new to Africa, and that the majority of precolonial systems of traditional governance in Africa had, and in many cases still have, strong democratic elements. The pre-colonial contact with Europeans and the colonial period itself rather disrupted the old systems in many ways, and have left behind situations which are the root causes of many of today’s problems. The practice of good governance in Africa today is also therefore an extension of an inherited traditional governance. In stating this point of view, I am by no means denying the possible advantages of western ideas, institutions and systems which are generally labelled ‘good governance’. I merely wish to emphasise that the modern norms of governance are not that foreign to Africans whose decision-making, for example, has too often been erroneously attributed to the whims of their all-powerful chiefs. Traditional societies, as you are aware, have enjoined their chiefs and leaders to consult and listen to individuals, representatives of interest groups such as women, the youth, and even strangers living in the area. Lengthy debates led to consensus that paved the way for unity in action. It is a fact that it was the colonial period that rather corrupted traditional systems of governance and, in many ways, have triggered some of the challenges that confront democratic governance today.
" (Hervorhebungen: KDL)

>> Quell-URL (Latest Ghana News auf Ghanaweb.com)

In der Tat fordere ich seit über 20 Jahren die Anpassung aufoktroyrter politischer Systeme an afrikanische kulturelle Werte und politsche Herrschaftstraditionen - vergeblich. Schuld sind weniger die entwickelten Länder, sondern Schuld ist vielmehr die Denkfaulheit afrikanischer Eliten -- politisch wie wissenschaftlich -, die sich mit dem jetzigen System bestens arrangiert haben und vor allem noch besser davon profitieren -- auf Kosten der afrikanischen Massen und zum Vorteil des Nordens (daher können wir damit auch ganz gut leben). Ursache dieser Denkfaulheit ist ein umfassendes Brainwashing, das zunächst von den Kolonialmächten ausging, inzwischen aber auf Freiwilligkeit beruht!

Vergleiche hierzu z.B. "
Today's Ghanaian could very well be described as probably more European in his or her thinking than say, African? (...) However, let the African not forget history: it was the European and his or her so-called superior intellect that subjugated Africans to the demeaning institution of slavery and that manipulated African governance institutions using the system called 'indirect rule' in the not too distant past. Apart from the physical dimensions of the imposition of slavery, we are also aware of its psychological dimensions. The reality of slavery's psychological dimensions led reggae's patriarch to pen and sing the lyrics 'emancipate yourselves from mental slavery, none but ourselves can free our minds? (from Bob Marley's Redemption Song)." >> Quell-URL

* Wobei es unerheblich ist, ob er die Rede selbst, oder ob sie jemand für ihn geschrieben hat, was übrigens angesichts seines eingeschränkten Intellekts wahrscheinlicher ist.

Ghana: König Fußball regiert!

Man soll mir nicht nachsagen können, das Leben hier in Ghana ginge an mir vorbei! Daher ein Link zu einem halbwegs gelungenen Artikel einer deutschen Tageszeitung zum obigen Thema. Natürlich geht es auch hier (also in einer deutschen bzw. nördlichen Postille) nicht ohne reisserischen Titel! Wenn man schon nicht Hungersnot, Gewalt, Plünderung, Mord und Totschlag, Krieg, failed states, Ebola, HIV/AIDS, Herz der Finsternis, dunkler Kontinent, Bürgerkrieg, Genozid, ethnische Säuberungen, brutaler Selbstherrscher (oft als Relativierung positiver Begriffe wie Paradies, weiße Strände, immer blauer Himmel, Ballzauberer) etc. im Titel unterbringen kann, dann muss es halt mindestens "Chaos" sein! Voilà:

DER TAGESSPIEGEL: >> Afrika-Cup: Wo das Chaos endet

Fotos vom
>> African Cup of Nations die auf Flickr.com eingestellt wurden.

Vergl. zum Thema Berichterstattung über Afrika auch:

1) Blogbeitrag >> How to write about Africa

2) Carola Kaps:
„Tief sitzende Vorurteile“ in >> E+Z/D+C 1/2008:

"'Europa hat ein völlig verzerrtes Bild von Afrika, die afrikanische Wirklichkeit ist ganz anders als in europäischen Medien dargestellt': Diese bittere Klage haben zehn afrikanische Journalisten erhoben, die im Rahmen der Afrika-Initiative des Bun­despräsidenten zwei Wochen lang in Berlin, Brüssel und Frankfurt intensive Gespräche über die deutsche und europäische Afrika-Politik geführt haben. Ihrer Meinung nach strotzt auch in den deutschen Medien das Afrika-Bild von Vorurteilen. Außer von Kriegen, Hungersnöten, Naturkatastrophen oder Epidemien wie Malaria oder Aids gebe es nichts zu lesen, meinten die Kollegen aus Ghana, Senegal, Elfenbeinküste, Nigeria, Sambia, Kenia und Uganda."

Afrika: Paradies der brutalen Selbstherrscher

Wir (z.B. in Deutschland) bekommen unsere eigenen sozialen Probleme nicht in den Griff, meinen aber, das in Afrika als Kulturfremde stemmen zu können. Einer der großen Irrtümer: Die Verwechselung politischer Prozesse mit technokratisch-administrativen!* Jüngstes Beispiel: die Economic Partnership Agreements (EPAs) der EU. (Zu weiteren Informationen hierzu siehe nächsten Beitrag; mehr dazu hier >> klicken)

Von Thilo Thielke, Nairobi

Die Krise in Kenia hat in Afrika viele Vorbilder. Der Kontinent leidet seit Jahrzehnten unter der Raffgier und Selbstherrlichkeit vieler seiner Führer. Gestützt wird deren Regime durch ein gut funktionierendes Netzwerk internationaler Entwicklungshelfer.

Auszug:
"Für die desolaten Zustände kommen also mehrere Faktoren zusammen: ein bestenfalls vordemokratisches Bewusstsein; Stammestraditionen, die extrem auf starke Führer ausgerichtet sind; Rentenstaaten, die fast nur von Rohstoffeinkünften leben und eine internationale Gemeinschaft, die sich benimmt, als sei es das normalste von der Welt, seinen Staat auszuplündern und Minderheiten auszurotten. Für das Desaster werden dann meistens die ungerechten, von den Kolonialmächten gezogenen Grenzen oder die Globalisierung verantwortlich gemacht. Und wenn das Chaos komplett ist, finden sich mit Sicherheit ein paar Helfer, die alles wieder aufbauen.

Der Rest der Welt trägt aber wirklich eine Mitverantwortung für das Desaster. Dass afrikanische Führer viel Geld für Waffen, Luxuskarossen und teuren Schnickschnack haben, liegt auch daran, dass sie sich um das Gesundheitswesen, die Infrastruktur oder die Bildung nicht mehr zu kümmern brauchen, weil in Afrika praktisch alles, was unter die Fürsorgepflicht des modernen Staats fällt, von ausländischen Helfern übernommen wird."

Zum Original-Artikel in SPIEGEL ONLINE: >> hier

Auszug: © SPIEGEL ONLINE 2008, Alle Rechte vorbehalten, Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH

Allerdings ist es in der Tat so, dass die kolonialen Grenzziehungen stark ursächlich für den Zustand Afrikas mitverantwortlich sind. So können keine Nationalstaaten entstehen, die m.E. unter anderem Voraussetzung für eine Demokratie sind (das frühere Jugoslawien lässt grüßen!). Dazu gehören auch: Dass der Staat das Gewaltmonopol besitzt (was bei uns schon zu Bismarcks Zeiten der Fall war), funktionierende rechtsstaatliche Institutionen wie ein unabhängiges Justizwesen bestehen, etc. pp. Alles das trifft in Afrika nicht zu!

Im Zusammenhang mit der Demokratiekrise in Kenia schreibt Mildred Ngesa, Journalistin bei
The Daily Nation in Nairobi, dazu: "Wenn Demokratie Afrikas Probleme lösen soll, müssen historische, sozio-politische, kulturelle und ökonomische Defizite überwunden werden. Solange das nicht geschieht, bleibt Demokratie mittels Wahlen Utopie. Versäumnisse der Vergangenheit, soziales Unrecht und schlechte Staatsführung müssen korrigiert werden, damit tiefe Wunden heilen können." (in: >> E+Z 2/2008) (Hervorhebung: KDL)

Und was bewirkt Entwicklungshilfe, wie sie derzeit läuft, letztlich? Mit ihr halten wir korrupte Führer und Eliten sowie marode Staaten und Institutionen am Leben und verhindern so den demokratischen Wandel, den wir eigenlich fördern wollen. Oder wollen das unsere Herrschenden vielleicht doch gar nicht?!

* Vergl. hierzu eine interessante Untersuchung zu >> Budget Aid in Nicaragua

14. Januar 2008

Europe Takes Africa’s Fish, and Migrants Follow

Abgesehen davon, dass dieses Thema bereits mehrere Male in diesem Blog thematisiert wurde: Bedarf es eines weiteren Beweises, dass EZ eine reine Alibiveranstaltung ist? Kein "Experte", kein Entwicklungshelfer brauchte Afrika zu betreten, wenn wir unsere Hausaufgaben zu Hause machen würden. Wenn wir es ehrlich meinten. Wenn (Neo)Kolonialismus Vergangenheit wäre. Leider begreifen wir nicht, dass wir uns ins eigene Fleisch schneiden und UNS (spätestens unseren Kindern) der Laden um die Ohren fliegt. Dann wird es als ein Anachronsimus oder besser als Zynismus ersten Ranges empfunden werden, und man wird den Kopf schütteln, dass wir das mit >> EPAs in den Griff bekommen wollten!

"'I could be a fisherman there,' he said. 'Life is better there. There are no fish in the sea here anymore.'

Many scientists agree. A vast flotilla of industrial trawlers from the European Union, China, Russia and elsewhere, together with an abundance of local boats, have so thoroughly scoured northwest Africa’s ocean floor that major fish populations are collapsing.

That has crippled coastal economies and added to the surge of illegal migrants who brave the high seas in wooden pirogues hoping to reach Europe. While reasons for immigration are as varied as fish species, Europe’s lure has clearly intensified as northwest Africa’s fish population has dwindled." mehr >> (The New York Times)

8. Januar 2008

Foreign Aid and its unintended consequences

Auf dem bereits weiter unten erwähten Blog von IMANI Director Franklin Cudjoe erschien kürzlich ein Artikel zum obigen Thema. Es handelte sich um einen offenen Brief an die Mitglieder des amerikanischen Congress. Hier der Beginn, die Fortsetzung über den Link.

"Each year numerous non-governmental organizations pressure the world’s leaders and international financial institutions for debt forgiveness for some of the world’s poorest countries. Groups such as Oxfam, DATA (led by U2’s Bono), Jubilee USA and others like Jesse Jackson plead for relief on behalf of the world’s poorest citizens. Their efforts have succeeded in securing billions of dollars in loan forgiveness.

This campaign is a well intentioned effort meant to facilitate a rise from poverty for the world’s poor. While the ultimate goal is no doubt noble, the approach used to achieve these goals undermines the very efforts aimed at reducing poverty in the developing world." >> more