Diskussion über Themen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) in/mit Westafrika einschließlich (und vor allem) der politischen sowie sozio-ökonomischen Bedingungen in den Ländern und was EZ bewirken kann -- oder auch nicht -- oder ob sie aber nicht sogar schadet. ACHTUNG: In Ermangelung von Kommentaren lediglich Beiträge zu EZ-Themen. _________________________________________________________________

10. Januar 2007

Globalisierung und deren Auswirkungen

Interessieren Sie sich für Globalisierung und deren Auswirkungen? Dann sollten Sie unbedingt das „Informationsportal zu Deutschland & Globalisierung" von Joachim Jahnke besuchen (» http://www.jjahnke.net/) . Hier ein jüngerer Beitrag (allerdings vermisse ich Hinweise, dass der Menschenhandel, vor allem mit Frauen aus Osteuropa, auch vor unserer Haustüre geschieht):

"Gedanken zur Zeit 056 11-01-07: Einige besonders schmutzige Seiten der Globalisierung

Die Globalisierung erleichtert nicht nur den Handel der ehrlichen Kaufleute, sondern auch weit weniger appetitliche Formen von globalem Wirtschaftsverkehr. Unter der Überschrift "Kinder als Sexsklaven, billige Arbeitskräfte, Lieferanten von Organen - nirgendwo ist der Menschenhandel grausamer als in Asien" brachte die Süddeutsche Zeitung am 30. Dezember einen ziemlich erschütternden Bericht über den globalen "Fleischmarkt". Auszug: "Nirgendwo ist der Menschenhandel lukrativer als in Asien. In indischen Bordellen werden Mädchen aus Bangladesch missbraucht, in thailändischen Häusern werden indische Mägde bisweilen gehalten wie Tiere, vom Hausherren benutzt, behandelt wie Sklaven, eingesperrt und mit Müll gefüttert. Sie leiden in Pakistan, Nepal, China, Thailand, Kambodscha und in Indien. Immer wieder Indien - das Land ist der größte "Allrounder" am weltweiten Fleischmarkt. Kein anderer Ort ist so wichtig als Herkunftsland, Bestimmungsort und Durchgangsstation." Nach Schätzung der US-Regierung werden jährlich weltweit etwa 600.000 bis 800 000 Menschen Opfer des modernen Sklavenhandels. Laut UN werden heute mindestens 12,3 Millionen Menschen in irgendeiner Form der Sklaverei gehalten - bereits mehr als die 10 bis 12 Millionen Afrikaner, die seinerzeit im transatlantischen Sklavenhandel nach Amerika verschleppt wurden.

Nach einem anderen Bericht in der Frankfurter Rundschau vom 4. Januar stammen schätzungsweise bis zu 80 Prozent aller Grabsteine auf deutschen Friedhöfen inzwischen aus Indien. Etwa 500 indischen Firmen versorgen die Friedhöfe der Welt. Männer verdienen dabei umgerechnet etwa 60 bis 431 Euro im Monat. Und nach Schätzungen des Südwind-Instituts sind mindestens 150.000 der eine Million Beschäftigen in den Steinbrüchen Kinder. Dabei wird der Preiskampf mit chinesischen Unternehmen immer härter. Nach Südwind-Institut drückten die Einkäufer brutal die Preise, und verlangten die Kunden nach billigen Grabsteinen, ohne sich darum zu scheren, daß Kinder sie in den Steinbrüchen abtragen. In Deutschland werden die Grabsteine übrigens zum Drei- oder Vierfachen dessen verkauft, was die indischen Hersteller bekommen.

Nun kann man sich fragen, wie die Produktfälschung in diesen Zusammenhang paßt. Die Brücke ist wieder Asien und ganz besonders China. Ausgebeutet werden hier nicht Menschen sondern intellektuelles Eigentum. Produktfälschung hat sich global zu einer Boom-Branche entwickelt. Dabei sollen bis zu zwei Drittel aller weltweit gefälschten Produkte aus China stammen, gefolgt von Brasilien, Indien, Russland und Südkorea. Etwa neun Prozent des Welthandels sollen inzwischen auf gefälschte Waren bei einem jährlichen Umsatz von 350 Milliarden Euro entfallen. Andere Schätzungen gehen sogar bis zu 650 Milliarden Dollar, d.h. einer dem Bruttoinlandsprodukt Australiens entsprechenden Größenordnung. Allein US-amerikanischen Unternehmen sollen nach FBI jährlich Einnahmen um die 250 Milliarden US-Dollar verloren gehen. Die US-Handelskammer vermutet für die USA einen Verlust von bisher rund 750.000 Arbeitsplätzen. Eine andere Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO nimmt an, daß weltweit rund 10 Prozent aller Pharmaprodukte Fälschungen sind, in Entwicklungsländern sogar bis zu 60 Prozent.

Was finde ich an dieser Zusammenstellung so erstaunlich? Daß keine Regierung, die die globale Liberalisierung der Handels- und Finanzströme durchgesetzt hat und weiter vorantreibt, die gleiche Energie aufgewandt hat bzw. aufwendet, um die schmutzigen Seiten der Globalisierung mindestens stark abzubauen. Was hat z.B. die Welthandelsorganisation (WTO) bisher gegen die Ausbeutung von Kinderarbeit und entsetzlicher Sozialverhältnissen als Grundlage für globalen Handel getan, was gegen die Produktfälschung? Mußte man China in die WTO aufnehmen, ohne einen sozialen Mindeststandard und wirksame Mechanismen zur Verhinderung von Produktfälschung durchzusetzen?"

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