Diskussion über Themen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) in/mit Westafrika einschließlich (und vor allem) der politischen sowie sozio-ökonomischen Bedingungen in den Ländern und was EZ bewirken kann -- oder auch nicht -- oder ob sie aber nicht sogar schadet. ACHTUNG: In Ermangelung von Kommentaren lediglich Beiträge zu EZ-Themen. _________________________________________________________________

11. Dezember 2008

Zum xten-Mal: The pitfalls of Africa's aid addiction

"As a result, governments that are highly dependent on aid pay too much attention to donors and too little to the actual needs of their own citizens."

"Another criticism of aid increasingly voiced by Africans, but rarely heard in the West is that it sponsors failure, but rarely rewards success."

"So you see,' Mr Mwenda said. 'If aid were to offer this young man support in the form of low interest credit he could not only expand his business offering employment opportunities and a valuable service to his community, he could also eventually pay the money back.' But instead of funding innovation and creativity, aid has funded the chairman's dysfunctional lifestyle"

To the entire article by Sorious Samura on BBC News Africa >> here

Ghana hat gewählt -- und seinem Ruf alle Ehre gemacht!

Ghana hat am 7. Dezember 2008 gewählt und allen Unkenrufen zum Trotz -- auch meinen! -- ist alles äußerst transparent, fair und friedlich abgelaufen. Die kritische Phase ist ja bekanntlich auch zwischen dem Schließen der Wahllokale bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse -- und dann noch einmal nach Verkündigung derselben. Ich kann nur unterstreichen, dass Ghana mit der Durchführung der Wahlen und des Handlings der Ergebnisse einschl. der friedlichen Aufnahme derselben durch das sog. Wahlvolk die Afrikapessimisten Lügen gestraft hat! Und die ghanaische Bevölkerung kann zu Recht stolz auf dieses Signal sein, dass sie dem Kontinent und der interessierten Welt gesetzt hat! Selbst der notorische Scharfmacher, Ex-Präsident JJ Rawlings, hat sich konziliant geäußert (>> hier). Am 28. Dezember, dem Datum der Stichwahl, gehts dann weiter! Mehr Informationen >> hier und >> hier.

1. Dezember 2008

Africans See Poverty: Foreigners See Resources and Wealth

In this wide-ranging interview, James Shikwati talks to Kristina Bozic on the issue of poverty in Africa and how foreign aid has accelerated it. Since Africans perceive themselves as poor, they always turn to rich countries. The donor countries in turn take advantage of their plight to exploit them. Shikwati offers suggestions on how Africa can redeem itself.

Zum >> download auf der IREN Seite.

Auszug:

"Are Millennium Development Goals anything new? Aren’t they the same promises African leaders gave at independence, in a new dress? The manner to achieve them is still the same old one: let others come and fix it. The whole aid debate is about shutting down the concept of letting somebody else fix it, and promoting the fact that we are the ones to fix it. In this era of dominance, people are striving for power. As China flexes its economic muscles globally, Europeans are certainly feeling left out. They do not want to be irrelevant in African issues. They are busy figuring out what to do to remain relevant. That Africa might join the club of those with economic might scares them to fits. If developed nations are genuine in their quest to help, why are they spending millions to persuade Africans to accept aid? Giving money makes the continent remain where it is. Aid is like a drug that causes addiction. I have read accounts of the effects of welfare on black populations in the USA and seen parallels in our situation."

Siehe den Beitrag zu >>Overcoming Aid Dependency

8. November 2008

Afrika auf dem Weg der Besserung? Wohl kaum!

SPIEGEL-Reporter Thilo Thielke zum Zustand Afrikas:

Ich weiß nicht, aus welchen Erkenntnissen die vielen Statistiken genährt werden, die Afrika immerfort auf dem Weg der Besserung sehen.

Ich kann diese Tendenz nicht erkennen. Man muss einen Blick auf die großen Staaten werfen, um zu begreifen, in welch verheerendem Zustand Afrika ist: Der Sudan (38 Millionen Einwohner) befindet sich im Zerfall. Die Konflikte in Darfur sind ungelöst und weiten sich auf Zentralafrika aus, und der Süden spaltet sich entweder demnächst ab, oder es droht ein erneuter Waffengang mit dem Norden.

Äthiopien (79 Millionen Einwohner) ist ein armer, ziemlich undemokratischer Staat, in dem innenpolitisch die Opposition brutal unterdrückt wird, und der außenpolitisch in eine mörderische und nahezu aussichtslose Auseinandersetzung mit den Islamisten in Somalia verstrickt ist.

In Nigeria (140 Millionen Einwohner) werden ununterbrochen Wahlen gefälscht, zudem ist der Staat hochgradig korrupt und ausgelaugt, obwohl er wegen seiner Ölvorkommen steinreich sein müsste. Unzählige Banden terrorisieren dort recht ungestört im Namen des Volks die Bevölkerung.

Im Kongo (67 Millionen Einwohner) ist die staatliche Autorität seit dem Sturz Mobutus atomisiert, außerdem wird der Osten von seiner Nachbarn Ruanda und Uganda und deren lokalen Helfershelfern ausgebeutet. Weite Teile des Landes befinden sich in den Händen von Milizen, und ein Ende ist nicht in Sicht.

Südafrika (48 Millionen Einwohner) steht die Tragödie womöglich erst bevor. Die weiße Mittel- und Oberschicht nimmt Reißaus, weil sie für sich keine wirtschaftliche Zukunft sieht, und der African National Congress zerfällt in einen radikalen Flügel um ANC-Führer Jacob Zuma und einen pragmatischeren um den Staatspräsidenten Thabo Mbeki, der Cliquenwirtschaft betreibt, und dessen Leute sich als "fat cats" die Stammplätze an den Futtertrögen des Landes gesichert haben. Darüber hinaus macht das Land hauptsächlich durch seine überbordende Kriminalität und ausländerfeindliche Ausschreitungen Schlagzeilen.

Daneben irrlichtern mittelgroße, wirtschaftlich einst erfolgreiche Staaten wie Côte d'Ivoire (21 Millionen Einwohner) und Simbabwe (12 Millionen Einwohner) zwischen Bürgerkrieg und Rekordinflation hin und her. Von Somalia (rund 10 Millionen Einwohner) ganz zu schweigen. Liberia (3,4 Millionen Einwohner) und Sierra Leone (5,2 Millionen Einwohner) wurden immerhin befriedet.

Richtig gut entwickeln sich nur Botswana (1,9 Millionen Einwohner) und Mauritius (1,25 Millionen Einwohner), und auch die Seychellen (85.000 Einwohner) bieten wenig Anlass zur Sorge.

Der vollständige Artikel hier >> Kenia: Die Schuldigen der Massaker sitzen heute im Kabinett

Hoffentlich läuft Ghana nicht auch noch aus dem Ruder!

3. November 2008

Drug Money: I am talking of politicians who wanted to become President of Ghana

Nicht vergessen: Die Nachfrage bestimmt das Angebot! N'est-ce pas?!

Ghana: Drug Money 'Tainting Ghana Poll'

Public Agenda (Accra)
31 October 2008
Posted to the web 31 October 2008


Auszüge:

"Kwesi Aning, head of research at the Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre, said the 'very fabric' of Ghanaian society was under threat. His comments came as the UN warned in a report that West Africa risks becoming an epicentre for drug trafficking from South America to Europe. Officials from West Africa are meeting in Cape Verde to discuss the problem.

Every year, at least 50 tonnes of cocaine from Andean countries are transported through West Africa towards Europe, where they are worth $2bn (£1.3bn), according to the UN. The problem is getting worse, the UN says, with seizures of drugs representing the 'tip of the iceberg'.

The UN says that along with Guinea-Bissau, Ghana is a major hub through which cocaine enters the region. Mr Aning said he was alarmed at the amount of money being splashed around in Ghana ahead of presidential elections on 7 December. 'Some of these guys were my mates in school and they were not too successful, and they've been in politics for less than 10 years,' he told the BBC. 'You don't make that kind of money in 10 years.'

He said he was talking about people 'running for parliament, who are ministers, wanting to run for president'. 'It's not only about politics or politicians, it's about the police service, it's about customs, it's about immigration, it's about the judiciary, it's about our traditional institutions,' he said. 'What I'm saying is that the very fabric of Ghanaian society is under threat.'

Gesamter Artikel / Entire article (Quell URL): >> click

19. September 2008

Beachtung der Menschenrechte auch in Europa nicht so alt

"Also bevor wir heute, oft mit leicht erhobener Stimme, über andere Länder sprechen, sollten wir uns immer erinnern, so alt sind die historischen Traditionen [in Europa], die heute unsere Menschenrechte ausmachen, auch wieder nicht."

Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem „Tag der Konrad-Adenauer-Stiftung 2008“, der unter dem Motto „Menschenrechte weltweit sichern!“ stand (Berlin, 17. September 2008).

mehr über den >> Tag der KAS

5. September 2008

HLF-3: Europäer sprechen mit einer Stimme und erzwingen Verbesserung der AAA gegen USA und Japan

In Paris beim HLF-2 (2005) waren lediglich 14 CSOs (Zivilgesellschaftliche Organisationen / NRO) anwesend bzw. zugelassen. In Accra gab es ein >> CSO-Parallelforum (30.08.-01.09.2008), insgesamt reisten 700 Vertreter von CSOs an, 80 waren zum HLF-3 zugelassen (vom 02.-04.09.2008 organisiert von OECD und Weltbank und von der ghanaischen Regierung "gehostet"), ca. 150 Vertreter wurden dann schließlich in den Saal gelassen. Dessen ungeachtet waren die Ergebnisse aber schon mehr oder weniger vorher festgezurrt worden. Insbesondere hatten sich die USA -- scheinbar -- mit ihrem Widerstand gegen Ownership und Aufweichung von Conditonalities sowie Japan gegen Wegfall der Lieferbindung durchgesetzt. Doch dann traten die Europäer mit einer Stimme auf und stellten sich USA und Japan entgegen (Bundesministerin Wieczorek-Zeul: "Die Europäer haben kräftig mit dem Fuß aufgestampft, und das hat Wirkung gezeigt!"). Erreicht wurde das u.a. durch eine Drohung der Europäer, im Falle, dass das Accra Agenda of Action (AAA)-Enddokument nicht EL-freundlicher ausfiele, ein eigenes Statement der AAA entgegenzustellen. Das war dann nicht mehr nötig. (Übrigens hatte die EU im Vorfeld zum HLF-3 schon >> Flagge gezeigt.)

Die Bundesministerin bestätigte auch, dass ohne den Druck der CSOs dieses verbesserte Ergebnis schwerlich erreicht worden wäre. Dennoch beibt es weit hinter den Erwartungen der Zivilgesellschaft zurück. Siehe zB >> hier

Hier ein Beitrag eines CSO-Vertreters im Plenum, in dem der finale Entwurf der AAA diskutiert wurde:

"We do not see in the draft AAA the concrete measures that we need to speed up development. Even worse, the current set of indicators that assess country systems work against the right to development of recipient countries by forcing the opening up of government procurement to foreign corporations that will unfairly compete with local providers and limit the ability of governments to support their small and medium business, women led initiatives, local farmers or cooperatives, etc. The existing asymmetry in power between donors and recipients is made even worse in paragraph 15, allowing donors to choose at will whether they use country systems or not, even after they have been reformed to fit the donors’ interests." >> mehr (BetterAid Blog)

Fazit: "The final version has not radically changed either. However, to the credit of a number of stubborn European Ministers decided to make things better - and at the same time gain some political credit and visibility - the final AAA is better than it could have been." >> mehr

Zum >> BetterAid-Blog

Bezeichnenderweise hielten sich die afrikanischen Länder, die es sich offensichtlich nicht mit der WB verderben wollten, vollkommen bedeckt. Es war auch nicht zu erkennen, dass sie irgendein/en Abstimmungsmechanismus bzw. -verfahren im Vorfeld und während des HLF-3 aufgebaut hatten (zB über die AU). Auch die Kirchen blieben offiziell ohne Stimme und Position, obwohl sie mit 6 Vertretern dabei waren und ein afrikaweites zivilgesellschaftliches Kirchennetzwerk im Vorfeld und während des HLF3 umfangreiche Positionspapiere erarbeitet hatte.

Einige CSOs beschritten einen anderen Weg und verspotteten das HLF 3: >>
Organisations ridicule Aid Effectiveness conference

Anlässlich einer Gesprächsrunde deutscher EZ-Organisationen mit BM'in Wieczorek-Zeul am 5. September 2008 im Hotel Royal Palm Beach habe ich die Ministerin -- wie bereits im Januar 2007 Bundespräsident Köhler anl. seines Ghana-Staatsbesuchs -- darauf hingewiesen, dass beispielsweise angesichts des massenweisen Sterbens ghanaischer Geflügelzüchterbetriebe aufgrund des Dumpings europäischer hoch-subventionierter tiefgefrorener Hünchenteile oder des Abfischens der westafrikanischen Küsten durch u.a. europäische Fischereifabrikschiffe Entwicklungshilfe sehr stark einen Alibicharakter erhält. Da ist dann die Frage, ob Aid Effectiveness etwas höher oder niedriger ist, ziemlich irrelevant.

Natürlich ist mir klar, dass die Ministerin das auch selbst weiß, das wurde auch an ihrer bedauernden Gestik deutlich. Im übrigen habe ich ihr versichert, dass ihre Initiativen wie die gegen die Baumwollsubventionierung meine volle Wertschätzung genießen.

Zur Relevanz der Aid Effectiveness Konferenzen im Kontext der wirklich wichtigen Fragen der Entwicklungszusammenarbeit hatte ich mich bereits in folgendem Postings geäußert:

>> Overcoming Aid Dependency

Hier auch noch die Links zu den Postings zur Fischereiproblematik >> hier sowie >> hier und des EU-Agrar-Dumpings>> hier und >> hier. Wobei ich natürlich weiß, dass sich in der Frage der Agrarsubventionierung bei der EU etwas -- albeit slowly -- bewegt.

Ich möchte noch einmal betonen, dass alles das was ich hier verbreite, nicht meine genuinen und originären Ideen sind – ausser der Erfahrungswerte, die ich nach 30 Jahren EZ-Arbeit in Afrika einbringe --, sondern dass das alles bekannt und oft auch wissenschaftlich belegt ist (obwohl ich mit der Hure Wissenschaft so meine Probleme habe, die kürzlich veröffentlichte Untersuchung zu Hartz 4 bestärkt mich nur noch in dieser Skepsis). Aber um so schlimmer ist es, dass einfach so gegen all diese Erkenntnisse weiter gemacht wird wie bisher und man glaubt, mit dem Finetuning alter Instrumente (und nichts anderes ist die Verbesserung von Aid Effectiveness) die eigentlichen Probleme lösen zu können.